Zur Entstehung der Genealogie der Familie Holzapfel

 

Manchmal geben zufällige Begegnungen oder Anmerkungen den Anstoß für genealogische Recherchen. So auch in diesem Fall bei der Genealogie der Familie Holzapfel. Bei einem Besuch im Stadtarchiv Koblenz während einer Reise mit Dennis Aron, einem Freund aus Chicago, zu den Orten seiner Vorfahren in Nordhessen, im Westerwald, am Rhein, im Hunsrück und an der Nahe, ergab es sich im Gespräch mit dem dortigen Archivar, dass er über eine Familie Hopfapfel arbeitet, die aus Zierenberg bei Kassel stammt, in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts nach Koblenz  gezogen ist und später in Auschwitz umgebracht worden ist. Nun erwies es sich wieder, wie hilfreich Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit bei Recherchen sein können. Aus den Personenstandregistern der jüdischen Gemeinde von Zierenberg aus dem 19. Jhd., die sich im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden befinden und auch in Kopie im Archiv des Stadtmuseums Hofgeismar in Nordhessen vorhanden sind, ließ sich die Familiengeschichte zusammenstellen. Bei meinem Besuch in Hofgeismar begrüßte mich der Direktor des Museums mit den Worten: „Holzapfel ist aber ein außergewöhnlicher und untypischer Name für eine jüdische Familie.“ Als ich näher darüber nachdachte, fiel ein, dass ich selbst bei meinen Vorfahren im Westerwald Holzapfel habe und dass wir vor vielen Jahren in Hessen einen Kultusminister namens Hartmut Holzapfel hatten. Der Name ist also schon verbreitet, doch wie und wie oft wurde er von jüdischen Familien angenommen ?  Bei der Suche nach dem Ursprung des Namens Holzapfel bei jüdischen Familien – er stammte nämlich nicht aus Zierenberg – machte ich eine interessante Entdeckung. Einzig und allein in der jüdischen Gemeinde vonGuxhagen bei Kassel taucht der Name Anfang des 19. Jhds. auf. Dort hatte im Jahre 1808 unter König Jerome von Westphalen, dem jüngsten Bruder von Napoleon, die Familie David den Namen Holzapfel als neuen Familiennamen abgenommen. In keiner anderen jüdischen Gemeinde taucht der Name auf bis auf eine jüdische Familie in Polen im 20 Jhd., so dass alle Nachkommen von dieser Familie Holzapfel aus Guxhagen abstammen, sei es nun in Zierenberg, Koblenz oder sonst wo.

 

Bei den weiteren Recherchen über das Schicksal der Familien im 20. Jhd. fand ich auf der Website der Gedenkstätte Yad Vashem/Jerusalem/Israel einige Gedenkblätter (Testimonies), mit denen überlebende Angehörige und Nachfahren an Shoa-Opfer in ihren Familien erinnern. Diese Dokumente sind eine wichtige Hilfe bei genealogischen Recherchen, weil sie aus der Gegenwart stammen und Verbindungen zu jüdischen Familien heute ermöglichen. So erhielt ich beispielsweise von einer Frau aus Akko/Israel, die solche Gedenkblätter geschrieben hat, Informationen über Regina Holzapfel, die in den 30er Jahren von Zierenberg in das Hachschara Gut Winkel bei Spreenhagen im Spreewald zog, um sich dort auf die Ausreise nach Palästina vorzubereiten. Regina Holzapfel konnte zwar nicht nach Palästina emigrieren, sie wurde in das Ghetto Riga deportiert und überlebte dies, wie sich aus Dokumenten im Stadtarchiv Kassel ergab.

 

Dann gibt es in Zierenberg noch Herrn Karl Rock, der inzwischen 90 Jahre alt ist. Er kannte  einige jüdische Familien persönlich, u.a. auch die Familien Holzapfel und kann als Zeitzeuge einiges über die späten 20er und 30er Jahre berichten.

 

Und damit wird die Geschichte der Familie Holzapfel sicherlich noch nicht abgeschlossen sein. Die Antworten auf zwei weitere Anfragen in Israel stehen noch aus sowie weitere Recherchen im Standesamt.

 

Hans-Peter Klein                                                                                                 September 2011

 


 

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